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Reisebericht Seychellen
von Jana Silver, Fotos: Julius Silver
Als sich das Flugzeug unter die Wolken senkt, taucht Mahe, die
Hauptinsel der Seychellen, auf. (2 Fotos links oben) Wir sind
im Landeanflug. Mahe strahlt uns wie ein Juwel an, umrahmt von der türkisblauen Lagune. Die mit üppiger tropischer Vegetation bewachsenen Hügel heben sich zum Himmel empor.
Es steht uns noch ein etwa viertelstündiger Flug zur Insel Praslin vor. Fast wie im Film kommen wir uns vor, als der winzige Flieger (Foto rechts oben)
der Seychellen- Flotte auf Praslin mitten im Regenwald landet. Die Szenerie ist wie aus einem Indiana-Jones-Film.
Nach zehn- stündigem Flug von Paris nach Mahe und etwa einer Viertelstunde in diesem Winzling kommen wir unserem
Reiseziel näher, der Insel La Digue, die unter Kennern als Geheimtip gilt, weil sie noch sehr ursprünglich und
touris- tisch nicht so erschlossen ist, wie ihre beiden größeren "Schwestern" Mahe und Praslin.
Ein Taxi bringt uns zum Yachthafen, wo unsere Fähre bereits wartet. Die überfahrt ist ein Abenteuer, die Fähre wird
von den wilden Wellen des Indischen Ozeans wie eine Nußschale hin und her geschaukelt. Mann hat das Gefühl,
dass sie jeden Moment umkippen könnte, wenn eine riesiege Welle kommt und sie in die Höhe zieht, um sie Sekunden später
wieder steil in die Tiefe fallen zu lassen. Wie auch immer, nach einer halbstündiger Fahrt erreichen wir endlich
La Digue. Die tropische Sonne lächelt uns entgegen und heißt uns auf der
exotischen Insel, die aus den Palmengesäumten
Traumstränden und bizarren Granitfelseln besteht, willkommen.
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Am Ende des Hafens warten schon die traditionellen Ochsenkarren, (Foto links oben) die hier als Taxi fungieren, auf die Gäste,
denn auf La Digue gibt es nur etwa ein Dutzend Kraftfahrzeuge. Und noch weniger Hotelanlagen, etwa eine Handvoll, denn Tourismus wird hier in
Grenzen gehalten, die relativ eng sind, damit die Natur so ursprünglich bleiben kann, wie
sie ist. Vor unserem Bungalow wachsen Hibiskus-Büsche, die hier in allen möglichen Rot-, Gelb- und Orange Tönen leuchten.
Der Ausblick von der Terrasse ist grandios. (2 Fotos rechts oben) Unten liegt der weißeste Strand, den man sich
vorstellen kann, umrahmt von bizarren Granitfelsen - und er ist menschenleer! Am Horizont sieht man die Nachbarinseln.
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La Digue kann man auf eigene Faust zu Fuß erkunden, besser noch, man kann überall Mountainbikes mieten.
Also erkunden wir die Insel per Bike. Im Westen der Insel findet man die postkartenreifen
Puderzuckerstrände, die von den Titelseiten der Hochglanzmagazine bekannt sind. Der ultimative Traumstrand
trägt den Namen "Source d´Argent", (Fotos oben erste Reihe) und seine Granitfelsen gehören zu den meist fotografierten Felsen der Erde.
Die türkisblaue Lagune gibt dem ganzen Bild einen passenden Rahmen.
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Im Inselinneren besitzt La Digue außer dem Regenwald auch einen sehr
fruchtbaren Boden, auf dem neben Hunderttausenden Kokospalmen (Fotos oben, erste Reihe) auch vielerlei Gewürze wie Vanille oder Zimt
gedeihen. Aus dem Fruchtfleisch der Kokosnüsse wird Kopra und Kokosnussöl gewonnen.
Nirgendwo auf der Erde gibt es so viele freilebende Riesenschildkröten- Exemplare wie auf den Seychellen - etwa 250.000 Exemplare, die ein Gewicht von 300 kg erreichen können und etwa 150 bis 200 Jahre alt werden.
Sie wurden unter strengen Schutz gestellt, genauso wie dreizehn Landvogelarten, (Fotos oben, zweite Reihe) die es nur auf den Seychellen gibt,
dazu etliche Seevögel wie kleine Noddyseeschwalbe, die grossen Fregattvögel oder der Weiß-
schwanz- und der Rotschwanztropikvogel. Die Fregattvögel zählen mit einer Flügelspannweite von zwei Metern zu den mächtigsten Seevögel überhaupt.
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Mit dem Fahrrad kann man auch an die Ostküste gelangen, was allerdings ein sehr schweißtreibendes Erlebnis sein kann,
vor allem für ungeübte Mountainbiker, da die Strecke großteils sehr steil verläuft. Der Schatten des
Regenwaldes ist der einzige Schutz vor unerbittlichen tropischen Sonne. Doch die Mühe lohnt sich. Unsere Endstation
heißt Grand Anse, (Fotos oben) ein bildhübscher schneeweißer
Sandstrand, umrahmt von glattgeschliffenen Granitfelsen, die sich hier eindrucksvoll bis zu einer Höhe von etwa 300 Metern türmen. Die Brandung ist
hier sehr stark, und Schwimmen ist wegen der starken Strömungen untersagt, doch kann man hier baden und sich
von den Wellen in Richtung Strand treiben lassen. Das Wasser hat die schönsten Farben mit allen nur vorstelbaren Türkis- und
Blauschattierungen.
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Hier endet der Radweg, doch zu Fuß kann man noch zu weiteren Stränden wie Petite Anse oder Anse Cocos
gelangen. Der Pfad führt über die Granitfelsen, die man teils erklimmen muß, doch der Lohn sind die
zauberhaften menschenleeren Strände (da meistens alle an der Grand Anse hängengeblieben sind). Man kommt sich vor wie auf einer Robinsoninsel. Die üppige Vielfalt der tropischen Vegetation ist atemberaubend. Die Vielfalt der Pflanzenwelt
auf den Seychellen ist einmalig auf der Erde; sie ähnelt noch am ehesten jener der Galapagos-Inseln. Hier wachsen die Pflanzen,
die es anderswo auf der Erde nicht mehr oder nur in geringer Anzahl gibt. Selbst fleischfressende Pflanzen findet man hier.
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Die Besonderheit der Fauna ist, daß es keine gefährlichen Tiere gibt. Also können wir seelenruhig
den Regenwald durchstreifen, nichts kann passieren. Obwohl die riesigen Spinnen (Foto links oben) ziemlich furchteinflößend
wirken, wie sie da am Wegesrand fleißig ihre Neßtze weben - sie sind nicht giftig, außer etwas Schreck
einjagen passiert also nichts. Sonst gibt es hier noch eine Menge Eidechsen, Geckos Chamäleons, aber keine Schlangen.
Die zum großen Teil fast unberührte Natur ist die größte Attraktion der Seychellen. Die Regierung
hat das erkannt und geht deshalb mit ihr pfleglich um. Etwa zwei Drittel der gesamten
Landfläche wurden unter Naturschutz gestellt. Zu einigen Inseln haben nur noch Botaniker und Ornithologen Zutritt.
Auch die Zahl der Hotelbetten ist beschränkt, neue Unterkünfte werden nur noch in Ausnahmenfällen
genehmigt. Deshalb muß man sich frühzeitig entscheiden, einen Seychellen- Urlaub zu buchen, denn die Kapaziäten der Airlines
und die Bettenzahl sind begrenzt. Am Rückweg fahren wir am Hafen vorbei. Die Fischer kehren gerade mit dem Fang zurück und
bieten sofort frische Fische an - frischer geht es wirklich nicht mehr-, auf Palmenblättern ausgebreitet. Alle Schätze
des Ozeans glänzen in der Sonne in bunten Farben. Es gibt kaum eine Fischart, die man nicht finden könnte.
Sogar Hotelköche treffen sich hier zum Einkaufen und radeln dann fischbeladen davon. Ein Vorgeschmack auf ein leckeres Abendessen?
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Als wir von unserer Erkundungstour zurückkehren, können wir noch ein prächtiges Farbenspiel
am Himmel beobachten. Der glühende Ball versinkt in der weiten Tiefe des Ozeans. Seine letzten Strahlen
spiegeln sich auf der sanft schaukelnden Meeresoberfläche wider und färben den Himmel in jenen
unglaublichen Rot- und Orangentönen,
die in unseren Breiten nicht vorzukommen pflegen. Die Dunkelheit bricht schnell ein,
der Mond taucht alles in ein silbern schimmerndes Licht, in dem die Palmenkronen glänzen, und die Sterne strahlen am Himmel
wie Tausende von funkelnden Diamanten. Man kann das Kreuz des Südens und sämtliche Sternenformationen
der südlichen Himmels erkennen
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Am nächsten Tag machen wir einen Trip zu Bellevue, einem der höchsten Berge. Wir mieten ein Pickup-Taxi,
das uns zu der Stelle mitnimmt, wo die Straße endet. Die Strecke ist teilweise so steil, daß selbst unser Pickup
Probleme hat, hinaufzuklettern. Ganz oben auf dem Gipfel steht ein Häuschen, in dem eine nette Familie wohnt, die uns gleich
willkommen heißt, als wir dort schweißgebadet und erschöpft eintreffen.
Für die Gäste, die hin und vieder auftauchen, steht eine Aussichterrasse mit einem Strohdach zur Verfügung -
und vor allem ein Kühlschrank voll eiskalter Getränke. Es ist wie eine kleine Oase. Die Aussicht ist atemberaubend:
Die Regenwälder liegen uns zu Füßen, am Horizont der Ozean. Die Ruhe wirkt fast
schon spirituell. Gibt es noch etwas Gewaltigeres? Jeder einzelne
Schweißtropfen war der Mühe wert. Hier oben kann man auch die großen Fledermäuse beobachten, die wegen ihrer Größe
"fliegende Hunde" genannt weden und ihre Runden in der Luft drehen. Ihre Lieblingsplätze sind die Brotfruchtbäume,
wo sie am liebsten hängen (im wahrsten Sinne des Wortes). Um die Besten Schattenplätze wird gekämpft. Dann ist ein
wildes Geschrei zu hören, und die Blätter der Brotfruchtbäume fliegen hin und her wie Fetzen. Dann herrscht plötzlich Stille,
jeder hängt brav an seinem Plätzchen, das er ergattert hat (oder abtretten muste). Nichts bewegt sich mehr.
Nachmittags-Siesta, was sonst?
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Auf Praslin besuchen wir " Vallée de Mai", einen der Nationalparks der Seychellen, wo die riesigen "Coco de Mer"
Palmen wachsen, wahre Giganten unter ihren Artgenossen. Was die Sequoia Bäume unter den Nadelbäumen, sind hier die "Coco de Mer"- Palmen,
die nur auf Praslin, auf der Nachbarinsel Couriese und im botanischen Garten von Mahé wachsen und sonst nirgendwo auf der Welt. Deshalb sind sie gesetzlich
geschützt. Ihre Kronen ragen weit hinaus über die üppige tropische Vegetation, so daß sie leicht zu erkennen sind.
Eine Kokosnuß wiegt übrigens um die 20 kg und hat die Form und Größe eines weiblichen Pos.
Der Samen, aus dem sie wächst, gilt als der größte in der Botanik. Es dauert etwa 7 Jahre, bis die Doppelnuß reif ist.
Außerdem gedeihen hier noch andere seltene Pflanzen wie etwa die
"Tausendfüßler-Palme" oder der Baum der Gewürze, dessen Blätter nach Zimt, Nelken, Pfeffer und Muskat duften.
Unter den tropischen Bäumen dominieren Mangopalmen, Bananenstauden, gigantische Farne, Zedern, Bambus, Akazien sowie Mahagoni und Eukalyptusbäume.
Auch der vom Aussterben bedrohte Schwarzpapagei ist hier beheimatet. Bis Heute blieb dieser größte zusammenhängende
Urwald der Seychellen fast völlig unberührt.
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Als sich der erste Sonnenstrahl aus der Finsternis durchkämpft, hat man den Eindruck, ein Brand wäre
ausgebrochen, der immer intensiver wird und alles gefangennimmt. Der Ozean ist bedeckt von Tausenden und Abertausenden
Lichtern in allen nur denkbaren Orange-Gelb-Tönen. Es ist die beste Zeit, um einen Morgenspaziergang am Strand zu machen,
wo mit der nächtlichen Brandung Hunderte von Muscheln gespült worden sind und darauf warten, von den ersten Muschelsammlern
entdeckt zu werden. Schwer zu beurteilen, was schöner ist, der einsame Spaziergeng im Licht der
aufgehenden Sonne oder die prächtigen Exemplare der Muscheln, die man hier findet. Zart schimmernd glänzen sie in der
Morgensonne, gelb, rosa, lila, blau, grün, weiß, einige der wertvollsten und seltensten Exemplare.
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Die Insel Cousin ist eines der wichtigsten Vogelreservate der Seychellen. Hier haben exotische Vogelarten ihre Brutstätte,
zum Beispiel der selten gewordene Seychellen-Rohrsänger, der Keil- schwanzturmtaucher und Weiß- schwanztropikvogel oder
Seychellen- Weber, um nur einige zu nennen. Auf Cousin leben etwa 250.000 Vögel, ein Nest neben dem anderen. Es gibt für die Besucher
nur an drei Wochentagen die Möglichkeit, in begrenzter Zahl mit dem Boot auf die Insel zu kommen,
um die gefiederten Inselbewohner so wenig wie möglich zu stören. Die Insel ist sonst unbewohnt, und es gibt nur geführte Rundgänge.
Mitten im Urwald stoßen wir auf eine schlafende Riesenschieldkröte. Man muß kurz an den Panzer anklopfen, erklärt
unser Guide, und schon hebt sie langsam den Kopf und schaut verwundert, was hier wohl los ist, als sie rund 30 Gesichter von allen Seiten
neugierig anschauen. Nicht einmal ein Mittagsschläfchen kann man hier halten, also diese Touristen...
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Die Insel St. Pierre besteht nur aus Granitfelsen und Palmen. Die Yacht geht etwa 50m vor der Insel vot Anker.
Jetzt heißt es: Auf die Flossen, Tauchbrille und Schnorchel, fertig, los! Denn hier gibt es die prächtigsten Schnorchelplätzte.
Das vielfältige Unterwasserleben ist beträchtlich, rund 30 verschiedene Korallenarten und etwa 230 Fischarten kann man in
dieser Gegend finden. Man kommt sich wie in einem riesigen Aquarium vor: Korallen in allen möglichen Farben und bundschillernde
Fischschwärme verschiedener Größen und Formen, von bleistiftdünn bis hin zu skurrilen Formen
- eine Pracht, die alle Grenzen der Phantasie sprengt. Eine Welt für sich, in der wir nur stille Bewunderer sind.
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